Liebe Leserinnen und Leser,
wat den een’ sin Uhl is den annern sin Nachtigall, heißt es auf Plattdeutsch. Den Sinn dieses Spruchs haben auch Insulaner, die des Niederdeutschen nicht mächtig sind, in den zurückliegenden Tagen ganz sicher verstanden. Gewiss, man ist sich seit Langem einig, dass die Winter auch nicht mehr das sind, was sie mal waren. Dass Frau Holle nun innerhalb weniger Stunden unter Beweis stellt, dass sie das Bettenschütteln noch drauf hat, Goldmarie her oder hin, hat denn aber doch unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.
Wer dringend etwas zu erledigen hatte, konnte dem Schneefall aber auch so gar nichts abgewinnen. Wenige Minuten, nachdem die Räumfahrzeuge ihre Runde gedreht hatten, waren die Straßen vielerorts auf Rügen wieder von einer dichten, weißen Decke überzogen. Autofahrer kamen nur schwer oder gar nicht voran, selbst der Räumdienst war zwischenzeitlich mit seinem Latein am Ende. Vor allem im Norden der Insel, auf Wittow und Jasmund sorgte der Schnee für Behinderungen.
Aber eben auch für Freude. Vor allem die Ferienkinder, die seit Monaten in weitgehender Isolation lernen müssen, trafen auf den Rodelbergen auf Gleichaltrige. Wintersportfreunde holten ihre Skier aus den Kellern oder Schuppen und fuhren eben nicht in die Alpen, sondern in die Granitz. Dort hatte die Gemeinde Loipen gezogen.
Wie unterschiedlich die weiße Pracht auch auf die verschiedenen Gemüter gewirkt haben mag: Für einen Moment dominierte vielerorts die Höhe der Schneedecke die Gespräche und nicht die neuesten Corona-Inzidenzwerte. Das ist so gesehen doch auch ein winziges Stück Normalität.
Angenehme Winter-Tage wünscht Ihnen