Liebe Leserinnen und Leser,
wie sehr Binz noch vor einigen Jahren mit seinem Ortsteil Prora fremdelte, zeigte sich auch daran, dass der Binzer Ortsplan an der Grundschule auf dem sogenannten MZO-Gelände endete. Nur ein Pfeil zeigte in Richtung “Prora”. Heute ist Prora durch den riesigen Ferienkomplex in aller Munde. Bis zum Jahr 2025 entstehen in der 4,5 Kilometer langen Anlage weitere rund 3500 Ferienunterkünfte. Die rasante Entwicklung von Prora ist eine Mammutaufgabe für die Gemeinde Binz, die millionenschwer in die Infrastruktur investiert. Doch auch die privaten Investoren müssen dafür sorgen, dass neben Gästebetten auch ein Umfeld wächst, das Urlaubern und Einwohnern gleichermaßen gerecht wird. Nicht jedem gefällt, wie sich Prora verändert hat, nachdem der Bund die Blöcke samt Zuwegungsstraßen verkauft hatte. Viele Insulaner kritisieren nun Absperrschranken, teure Parkplätze und massive Abholzungen.
Prora ist mehr als ein neues Ferienparadies. Prora ist ein historisch spannender Ort mit der Geschichte zweier Diktaturen, die dort auch sichtbar sein muss. 1936 fingen die Nazis an, an der unberührten Prorer Wiek ein Kraft-durch-Freude-Seebad fürs Volk mit 10 000 Zimmern aus dem Boden zu stampfen, bis der Kriegsbeginn die Ausbaupläne auf Eis legte. Rund 40 Jahre lang war Prora dann nach dem Krieg Großkaserne der Nationalen Volksarmee der DDR.
Erholung, Bildung, Kultur, Sport - es wird noch viel Zeit brauchen, bis Prora hoffentlich ein wirklich lebendiger Ort für alle sein wird. Es ist ihm jedenfalls sehr zu wünschen und den Binzern auch. Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Redakteurin der OZ-Lokalredaktion Rügen